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20. Oktober 2025 | 21:28 Uhr
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Warum sich dieser Bürgermeister für "Stambulant" stark macht

Die sogenannte stambulante Versorgung hatte zunächst gute Chancen zur Regelleistung zu werden und steht jetzt, mit der letzten Version des Befugniserweiterungsgesetzes, wieder auf der Kippe. Das bringt einige Trägerverbände auf, insbesondere aber die 34 Bürgermeister, die das stambulante Modell schon lange unterstützen. Einer von ihnen, Rafael Mathis (Foto), Bürgermeister von Biederbach nahe Freiburg, hat sogar eine Petition auf Change.org gestartet. Wir fragten ihn, warum Stambulant für die Kommunen so attraktiv ist.

Rafael Mathis ist Bürgermeister eines kleinen Orts und macht sich für die stambulante Versorgung stark

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Herr Mathis, Sie machen sich für die stambulante Pflege stark und haben kürzlich sogar eine Petition auf Change.org gestartet. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?      

Es ist ein zukunftsträchtiges Beispiel, wie gute Pflege gelingen kann, außerdem ist es nachhaltig und wirtschaftlich. Ich finde zum Beispiel die Teilhabe ganz beeindruckend, dass es den Bewohnern ermöglicht wird, immer noch am normalen Leben teilzunehmen. Sei es im Heim selbst mit täglichen Aufgaben und Aktivitäten, aber auch die Einbindung in das öffentliche gesellschaftliche Leben.

Mit wirtschaftlich meinen Sie, die rund 1.000 Euro pro Monat, die das Mitmach-Heim günstiger ist als normale Pflegeheime. Das ist für Bürgermeister doch sicherlich ein entscheidender Grund, schließlich trifft es am Ende die Kommunen, wenn die Bewohner die Eigenanteile nicht komplett selbst aufbringen können.

Natürlich ist das ein Grund. Wer kann einen solchen hohen Eigenanteil schon aufbringen? Hinzu kommt, dass das Heim ganz in der Nähe wäre und das Mitmachen für die Angehörigen viel leichter wäre – ganz abgesehen davon, dass es auch viel eher ihrer Mentalität entspricht. Eine generationengerechte Finanzierung heißt aber auch, dass die Kassen rund 30 Prozent an Kosten sparen und die Qualität top ist, wie man seit über neun Jahren im Haus Rheinaue in Wyhl sehen kann.

Man muss aber auch sagen, dass hier kein größerer Betreiber ein normales Pflegeheim bauen würde, schon allein wegen der Personalprobleme. Dafür ist unser Ort viel zu klein. Wir haben hier in Biederbach gerade einmal 1.700 Einwohner. Trotzdem ist der Bedarf an Pflegeplätzen nach meiner Einschätzung riesig in unserer Gemeinde.

Wie weit ist das nächste Pflegeheim von Biederbach entfernt?

Die nächsten freien Heimplätze gibt es aktuell in Rheinhausen, eine halbe Stunde entfernt mit dem Auto. Da würden die Angehörigen dann wohl nur am Wochenende vorbeischauen. Hier im Ort aber können sie jederzeit zu Besuch kommen, auch wäre der Kindergarten im Gebäude integriert, so dass wir auch viel eher einen Generationen-Mix hinbekommen.

Und Benevit würde in Biederbach bauen? Der Betreiber hätte keine Probleme, Personal zu finden?  

Wir wissen, dass Benevit bereit ist, zu investieren und das Gebäude im Bestand zu halten und das Heim zu betreiben. Und zum Thema Personal: Der Träger ist sehr beliebt als Arbeitgeber. Das zeigen unter anderem die Mitarbeiterbefragungen. Deutlich wird in denen auch, dass auch Mitarbeiter in der Pflege Erfolge zur Motivation brauchen. Bei rund einem Drittel der Bewohner verbessert sich nach dem Einzug der Allgemeinzustand – das motiviert, denn die Mitarbeiter erleben unmittelbar, was ihre Arbeit bewirkt.

Die Regierung plant, die Kommunen mehr in die Pflegeplanung vor Ort zu involvieren. Was halten Sie davon?

Das machen wir doch jetzt schon. Es wird auch die Aufgabe der Gemeinde sein, sich um den Baugrund für ein Pflegeheim zu kümmern, wenn wir wollen, dass es hier vor Ort ein Angebot gibt. Wir hoffen, dass Stambulant zur Regelleistung wird und Benevit hier loslegen kann. Es fehlt hier nicht am Engagement und Übernahme von Verantwortung, das machen wir, aber wir brauchen auch die Erlaubnis, das umsetzen zu dürfen, was wir wollen. Warum hört man nicht auf die Kommunen? Wir 34 Bürgermeister aus vier Bundesländern wissen, was wir wollen.

Kirsten Gaede

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