Warum dieser Architekt jetzt lieber im Pflegeheim arbeitet
Christoph Decker (Foto), von Haus aus Architekt, hat mit 54 Jahren das getan, was der klassische Coach nicht müde wird zu predigen: Er dachte in alle Richtungen und wechselte die Spur. Heute ist er Leiter der Hauswirtschaft und Haustechnik im Olga und Josef Kögel Haus der Stiftung Liebenau in Ulm-Wiblingen und sagt: "Die innere Zufriedenheit, die sich hier einstellt, ist wie ein Sonnenaufgang."
Stiftung Liebenau/Ruth Eberhardt
Christoph Decker hat früher viele Baustellen organisiert, doch den Druck und die Hetze möchte er nicht mehr erleben
Möglich wurde der Spurwechsel, weil auch sein Arbeitgeber bereit war, in alle Richtungen zu denken. Die Stiftung Liebenau zeigte sich offen für einen Quereinsteiger und hat die Entscheidung nicht bereut. Decker erinnert sich noch gut an das Vorstellungsgespräch und an die anfänglichen Bedenken seines Vorgesetzten, dass er womöglich nicht lange bleiben würde. Doch Decker blieb – und arbeitet dort immer noch sehr gern.
Denn Prestige ist für den ehemaligen Architekten, der zunächst als Teilzeit-Hausmeister startete, nicht alles: "Ich habe früher viele Baustellen organisiert und kenne jedes Gewerk. Aber ich habe auf dem Bau viel Hetze, Termindruck und wirtschaftlichen Druck erlebt. In diesem Spannungsfeld möchte ich nicht mehr arbeiten."
Decker staunt über die Wertschätzung, die im entgegengebracht wird
Decker suchte einen Beruf, in dem er mit seinen Fähigkeiten Bewohnern ein angenehmes Umfeld schaffen und Mitarbeitern ein gutes Arbeiten ermöglichen kann. Decker kümmert sich um Dienstpläne, Speiseplanung und Einkauf. Er trägt die Verantwortung dafür, dass in der Küche und im Heizungsraum alles rund läuft. Und er organisiert auch mal interne Kinoabende. "Wenn es in den Zimmern mal etwas zu reparieren gibt, ist der Hausmeister sowieso der Held." Über die Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wird, staunt er immer wieder. Und sein Arbeitgeber staunt, dass der Quereinsteiger, dem er anfangs skeptisch gegenüberstand, noch immer so begeistert von der Altenpflege ist.
Kirsten Gaede