Diakonie stellt Privatisierung in der Pflege infrage
"Ob private Gewinne in der Pflege ein Zukunftsmodell sind, möchte ich stark hinterfragen", sagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie (Foto). Er ist mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach einer Meinung, der die Privatisierung von Pflegeeinrichtungen rückblickend als einen Fehler bezeichnete. Doch auch den verstärkten Einstieg der Kommunen in die Pflege sieht er mehr als skeptisch. "Die Antwort auf ein Zuviel an Liberalisierung darf nicht ein neuer Etatismus sein."

Diakonie Thomas Meyer
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie kritisiert die Privatisierung in der Pflege, will aber auch keine Übernahme der Pfleg durch den Staat
Der Wettbewerbsgedanke sei in den 1990er Jahren zurecht ins System eingeführt worden, um mehr Qualität und bessere Leistungen in der Pflege zu erreichen, so Lilie. Er ist der Überzeugung, dass die Diakonie zeige, wie wettbewerbsorientiertes und zugleich gemeinnütziges Arbeiten zu guten Ergebnissen führt.
Ingo Habenicht, Vorsitzender des Verbandes diakonischer Dienstgeber Deutschland (VDDD), vertritt bei der Privatisierung denselben Standpunkt wie Lilie: "An vielen Stellen reift zurecht die Erkenntnis: Es macht keinen Sinn, Gelder aus Sozialkassen in private Gewinne umzumünzen." Er beklagt hingegen, dass der gemeinnützige Dritte Sektor in der Zuspitzung ‘Staat vs. Privat’ viel zu oft untergehe. Und eine starke Rekommunalisierung von Pflegeeinrichtungen hält er für den falschen Weg. Wie viele andere Branchenexperten fordert auch Habenicht eine umfassende Pflegereform: "Die Pflege muss zukunftsfest werden, insbesondere die Refinanzierung."