Warum es mit der TI-Anbindung so langsam vorangeht
Mit der ab heute verpflichtenden Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) hat es nicht geklappt (wir berichteten). Doch was sind die Gründe? Warum haben 40 Prozent der Pflegeeinrichtungen noch nicht einmal eine SMC-B-Karte beantragt? Warum sind 30 Prozent trotz Antrags noch nicht angeschlossen? Eine Umfrage der Freien Wohlfahrtspflege gibt Aufschluss.

Jens Schünemann
Viele Pflegeanbieter fragen sich, ob sie die Kosten für die TI-Anbindung tatsächlich vollständig refinanziert bekommen
Mikroklima und Wundheilung
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Fast 1.500 Pflegeeinrichtungen hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege (BAGFW) befragt – und zwar jeglicher Größe: von solitären Einrichtungen bis hin zu großen Komplexträgern. Die Teilnehmer gehören zu rund 90 Prozent der Freien Wohlfahrtspflege an, zu der unter anderem die Caritas, die Diakonie, das DRK oder die AWO zählen.
Die Einrichtungen, die noch nicht einmal eine SMC-B-Karte beantragt haben, liefern ganz unterschiedliche Antworten: Relativ häufig nennen sie Wartezeiten auf den Heilberufsausweis, der Voraussetzung für die SMC-B-Karte ist und nur von einer Pflegefachkraft persönlich beantragt werden kann. Besonders lange dauert die Antragsprüfung für Pflegefachkräfte mit doppelter Staatsbürgerschaft oder Aufenthaltstiteln.
Viele Einrichtungen machen sich Sorgen wegen der Kosten
Manchmal muss der Heilberufsausweis auch ein zweites Mal beantragt werden, weil die Pflegefachkraft, die den Antrag ursprünglich stellte, inzwischen das Unternehmen verlassen hat. Manchmal sind es auch technische Gründe: die Branchensoftware wurde gewechselt oder es ist noch immer nicht gelungen, die technischen Voraussetzungen für die TI zu schaffen.
Nicht wenige Pflegeeinrichtungen sorgen sich auch, ob die Refinanzierung die tatsächlichen Kosten decken würde. Es herrsche Intransparenz bei den Kosten – die Angebote zum TI-Anschluss seien für Pflegeeinrichtungen weder nachvollziehbar noch überprüfbar, lägen häufig aber weit jenseits der möglichen Refinanzierung, so die BAGFW. Der Verband fordert deshalb "gesetzliche Regulierungen, die eine TI-Anbindung innerhalb der Refinanzierung ermöglichen".
Dutzende Gründe fürs Warten auf die SMC-B-Karte
Dann gibt es aber noch viele Einrichtungen – 30 Prozent immerhin –, die zwar eine SMC-B-Karte beantragt, aber noch keine erhalten haben. Hier hat die BAGFW in ihrer Umfrage den Teilnehmern die Möglichkeiten gegeben, ihre Gründe in Freitext zu schreiben: Tatsächlich sind dabei 37 verschiedene Gründe herausgekommen, die der Verband in seiner Zusammenfassung auch Punkt für Punkt ausführt: von "knappe Ressourcen im Alltagsgeschäft für ein bürokratielastiges und kompliziertes Verfahren" bis "Verfahren auf Ärzteschaft ausgerichtet, nicht auf Pflegeeinrichtungen".
Der Großteil der Pflegeeinrichtungen, so die BAGFW, berichtet aber, dass die TI-Dienstleister und Softwareanbieter Schwierigkeiten hätten, sie anzubinden. "Die befragten Pflegeeinrichtungen schildern erschöpfte Kapazitäten aufseiten der Softwarefirmen und sind gezwungen, lange Wartezeiten bis zur Installation des TI-Anschlusses in Kauf zu nehmen. Bei technischen Problemen gibt es oftmals große Schwierigkeiten, eine auskunftsfähige Ansprechperson im Support zu erreichen", so der BAGFW.
Die Umfrage zum Anschluss an die Telematikinfrastruktur ist auf der BAGFW-Website zu finden.