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30. Juni 2025 | 07:00 Uhr
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Erst 30 Prozent aller Pflegeanbieter sind TI-ready

Morgen ist Stichtag: Bis zum 1. Juli sollen alle Pflegeanbieter an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sein. Doch bisher sind nur circa 9.500 der insgesamt rund 32.000 Einrichtungen im Verzeichnisdienst der Gematik zu finden und damit TI-ready. 40 Prozent aller Pflegeeinrichtungen haben noch nicht einmal eine SMC-B-Karte beantragt, die Voraussetzung für den Anschluss ist.

Der Nutzen der Telematikinfrastruktur ist für Pflegeeinrichtungen noch begrenzt, mit dem E-Rezept etwa und der E-Verordnung klappt es für sie bisher nicht  

Bisher haben insgesamt fast 20.000 aller Pflegeanbieter eine SMC-B-Karte beantragt, also rund 60 Prozent. Die Gematik ist jedoch optimistisch, dass viele Einrichtungen demnächst aufschließen werden. Dort heißt es: "Viele Einrichtungen beschäftigen sich derzeit intensiv mit der TI-Anbindung, daher sind die Zahlen aktuell in Bewegung. Mit der TI-Anbindung sind Umstellungsprozesse verbunden, deshalb kann es erfahrungsgemäß ein wenig dauern, bis die Einrichtungen vollständig TI-ready sind. Die Anpassungen und Entwicklungen schlagen sich daher auch unter Umständen nicht sofort in den Zahlen nieder."

Mit KIM-Adressen sind bisher nicht mehr als 5.000 Einrichtungen ausgestattet  

Auch Martin Saß vom Bundesverband Gesundheits-IT (BVITG) gibt sich zuversichtlich: "Die Zahlen steigen jetzt rapide, weil die Einrichtungen sich auf den Weg machen." Dass 30 Prozent die Karte zwar beantragt haben, aber noch nicht TI-ready sind, könne auch an gewissen Engpässen bei den Vertrauensdienstanbietern liegen. 

Bei den sogenannten KIM-Adressen, quasi dem E-Mail-Dienst der TI, die maßgeblich dafür sind, ob jemand die TI auch wirklich nutzen kann, gehen die Schätzungen auseinander: Saß spricht von momentan um die 5.000 Adressen, Wolfgang Voßkamp vom Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (BAD) von etwa 10 Prozent der Einrichtungen, also nur rund 3.200. 

BAD: Ein relativ großer Teil der Einrichtungen verweigert sich der TI 

In jedem Fall stellt sich die Frage, warum 40 Prozent der Pflegeanbieter noch keine SMC-B-Karte beantragt haben. Saß vermutet, dass es sich vor allem um sehr kleine Einrichtungen handelt, die einfach etwas länger für alles brauchen, möglicherweise spiele auch der Personalmangel eine Rolle.

Voßkamp vom BAD glaubt hingegen, es handele sich bei den 40 Prozent zum großen Teil um Verweigerer. "Denn die TI wird von Seiten der Behörden und Kassen schlecht umgesetzt. Digitale Abrechnung können noch längst nicht alle Kassen. Beim E-Rezept wurde die Pflege vergessen und hat teilweise einen höheren Aufwand als vorher. Die E-Verordnung zur Häuslichen Krankenpflege wird vermutlich ein Jahr später kommen. Und: Die zum 1. Juli 2025 versprochenen elektronischen Medikationslisten (eML) und Medikationspläne kommen frühestens im nächsten März, wobei die eML voraussichtlich noch weiter verschoben wird. Das ist Wasser auf den Mühlen der Verweigerer."

Kirsten Gaede      

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