So können Pflegeheime von Qualitätsprüfungen profitieren
Qualitätsprüfungen in der Pflege sind kein notwendiges Übel, sondern eine Chance zur Weiterentwicklung. Wer sie nur als bürokratische Hürde betrachtet, verschenkt ungenutztes Potenzial. In einem Gastbeitrag für Care vor9 erläutert Daniel Amon, Qualitätsprüfer bei Careproof, dem Prüfdienst der Privaten Krankenversicherungen, wie Qualitätsprüfungen aufgebaut sind und wie Pflegeeinrichtungen davon profitieren können.

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Pflegequalität ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis professioneller Organisation und zielgerichteter Umsetzung des Pflegeprozesses. Wie aber können Pflege- und Leitungskräfte diese Prüfungen nicht nur bestehen, sondern aktiv zur Verbesserung der eigenen Einrichtung nutzen? Die folgenden zentralen Aspekte bieten hierzu eine erste Orientierung.
Warum Qualitätsprüfungen in der Pflege wichtig sind
Qualitätsprüfungen sind keine reinen "Testtage", sondern ein Spiegelbild der täglichen Pflegepraxis. Sie ermöglichen eine fundierte Bestandsaufnahme, indem sie sowohl Stärken und positive Entwicklungen einer Einrichtung sichtbar machen als auch Bereiche aufzeigen, in denen Optimierungspotenzial besteht und gezielte Verbesserungen notwendig sind.
Die Anforderungen der Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR) für Pflegeeinrichtungen umfassen dabei drei zentrale Bereiche:
- Die Strukturqualität umfasst den organisatorischen Aufbau, die erforderlichen Kompetenzen und die Ausstattung, um eine verlässliche Versorgung zu gewährleisten.
- Die Prozessqualität stellt dar, ob die pflegerische Versorgung systematisch und individuell erfolgt.
- Die Ergebnisqualität betrachtet die Auswirkungen der Pflege auf die gepflegten Personen.
Diese gezielte und objektive Analyse der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität trägt dazu bei, die Lebensqualität der betreuten Menschen zu erhalten und nachhaltig zu verbessern.
Das Pflegefachgespräch als wertvoller Dialog statt kritischer Prüfung
Ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätsprüfung ist das Pflegefachgespräch. Viele Pflegekräfte fürchten sich davor, weil sie glauben, dass Fehler aufgedeckt werden. Tatsächlich bietet das Pflegefachgespräch aber die Chance, die eigene Arbeit zu reflektieren und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Ebenso sollte bei den Pflegenden der Mut gestärkt werden, die eigene Fachlichkeit und die Grundlagen ihrer Entscheidungen und Einschätzungen darzulegen.
Diese vier Anknüpfungspunkte strukturieren jedes Fachgespräch zu jedem Qualitätsaspekt:
- Beschreibung der Bedarfe, Problemlagen und des Unterstützungsbedarfs
- Benennung von Risiken und Gefährdungen
- Wünsche und Bedürfnisse der versorgten Person
- Maßnahmen zum Erhalten und Fördern der Selbständigkeit
Pflegefachkräfte sollten sich bewusst sein, dass das Pflegefachgespräch ihre Pflegekompetenz stärkt und eine fundierte Beurteilung der Pflegequalität ermöglicht. Zentrale Schlüsselkomponenten sind dabei Fachwissen, Kommunikation und Struktur.
Mit Indikatoren die tatsächliche Pflegequalität messen
Mit der Einführung des Indikatorenansatzes in der stationären Pflege wurde ein Paradigmenwechsel in der Qualitätsmessung eingeleitet. Statt sich allein auf die Dokumentation zu verlassen, wird die tatsächliche Ergebnisqualität der Bewohner erfasst. Dies geschieht mithilfe von Ergebnisindikatoren wie zum Beispiel erhaltene Mobilität, Dekubitusentstehung und ungewolltem Gewichtsverlust.
Bei Unsicherheiten in der Erfassung der Indikatorendaten besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen der Daten, die eine objektive Beurteilung der Pflegequalität beeinträchtigen können. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Pflegenden die Daten für die Indikatoren korrekt erheben, die Relevanz der Indikatoren für die Pflegequalität verstehen und mögliche Fehlerquellen bei der Datenerhebung erkennen und vermeiden.
Den Feedbackbericht als Qualitätsinstrument verstehen
Die Ergebnisse der Indikatorberechnung werden jeder Pflegeeinrichtung in Form eines Feedbackberichts zur Verfügung gestellt. Viele Pflegeeinrichtungen fragen sich jedoch: Was nun? Einfach ablegen oder aktiv nutzen? Ein professionelles Qualitätsmanagement erkennt in diesem Bericht wertvolle Hinweise, um gezielt Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Dazu gehören:
- Analyse der Ergebnisse: Wo gibt es Auffälligkeiten? Welche Trends sind erkennbar?
- Liegt die eigene Einrichtung über oder unter dem Durchschnitt?
- Entwicklung konkreter Maßnahmen: Wie kann eine Ergebnisqualität verbessert werden?
Dabei gilt: Daten helfen nur, wenn sie genutzt werden! Ein konstruktiver Umgang mit dem Feedbackbericht ist für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung unerlässlich.
Fazit: Qualitätsprüfung als Chance begreifen
Careproof bietet Antworten auf die oben gestellten Fragen und unterstützt Pflegeeinrichtungen bei der Bewältigung der Herausforderungen. Wer die Instrumente zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung, wie zum Beispiel die Qualitätsprüfung oder die Indikatorendaten, effektiv nutzt, kann die Qualität der Pflege nachhaltig verbessern. Die Einrichtungen sollten die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um sich professionell zu positionieren. Denn am Ende zählt nicht das Bestehen einer Qualitätsprüfung, sondern die tatsächlich gelebte Qualität für die versorgten Menschen.
Über den Autor: Daniel Amon (Foto) arbeitet seit zwei Jahren für Careproof als Qualitätsprüfer in der Region Bayern. Amon ist selbst eine erfahrene Pflegefachkraft mit Expertise in Pflegepädagogik und Qualitätsmanagement. Als Dozent hält er für Careproof auch Seminare. Das Unternehmen beschäftigt 20 Mitarbeiter in der Zentrale und rund 160 Qualitätsprüfer.