Zahl der Demenzkranken zurückgegangen
Die Zahl der Demenzkranken ist zwischen 2019 und 2023 um 100.000 gesunken. Zuvor, zwischen 2013 und 2018, war sie rasant gestiegen: von 1,3 Millionen auf 1,8 Millionen. Das zeigt eine Auswertung der Barmer. Die Krankenkasse führt die augenblickliche Stagnation in ihrem Krankenhausreport 2025 auf die Pandemie zurück: Es habe weniger Arztkontakte und damit auch weniger Diagnosen gegeben. Für den Rückgang bieten sich aber noch andere Erklärungen an.
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Die Barmer rechnet für das Jahr 2050 mit 2,5 Millionen Menschen mit Demenzdiagnose
Pilotanwender für G-CARE-Gesundheitsarmband gesucht
Die Innovation für automatisiertes Gesundheitsmonitoring sucht Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste als Pilotanwender: In Israel und den USA bereits tausendfach erfolgreich im Einsatz, profitieren nun auch deutsche Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige von mehr Sicherheit durch das G-CARE-Armband und die dahinter stehende künstliche Intelligenz. Es überwacht alle wichtigen Vitalwerte und alarmiert bei gesundheitlichen Auffälligkeiten oder Stürzen sofort Pflegepersonal und Angehörige. Care vor9
Eine Studie am Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) kommt bei einer Auswertung von vertragsärztlichen Abrechnungszahlen in Hausarztpraxen zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Barmer – zumindest was das Zahlenverhältnis anbelangt. Die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler um Bernhard Michalowsky gehen indes in eine ganz andere Richtung. Sie sehen im Rückgang beziehungsweise der Stagnation der Demenzzahlen eine eher grundsätzliche Entwicklung als einen pandemiebedingten Ausreißer.
Bessere Therapien und gesünderer Lebensstil mögliche Gründe für Demenz-Stagnation
Dafür führen die DZNE-Wissenschaftler eine ganze Reihe von möglichen Gründen an: eine verbesserte Kontrolle und medizinische Versorgung von Risikofaktoren wie Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte, aber auch eine gesündere Ernährung sowie mehr Bewegung im Durchschnitt der Bevölkerung, Reduktion von Alkoholkonsum, der drastische Rückgang der Raucherquote sowie verbesserte Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen, die eine Demenz häufig begünstigen.
Doch die Autoren der Krankenhausreports des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung RWI halten die augenblickliche Stagnation für vorübergehend, und prognostizieren – vor allem aus demografischen Gründen –, einen starken Anstieg der Demenz: "Für das Jahr 2050 rechnen wir mit 2,5 Millionen Menschen mit einer Demenzdiagnose in Deutschland", schreiben sie.
Doppelt so viele Demenz-Fälle in Sachsen wie Baden-Württemberg
Ihre Auswertung zeigt außerdem große Unterschiede zwischen den Bundesländern: Am deutlichsten klaffen die Zahlen zwischen Baden-Württemberg und Sachsen auseinander. Während in Baden-Württemberg durchschnittlich rund 25 Demenzfälle auf 1.000 Versicherte kommen, liegt die Prävalenz in Sachsen mit 53 Fällen je 1.000 Versicherte mehr als doppelt so hoch.
Das lässt sich teilweise durch den höheren Anteil von über 80-Jährigen in Sachsen erklären: Dort beträgt er fast neun Prozent, in Baden-Württemberg dagegen 6,8 Prozent. "Diese Differenzen reichen jedoch nicht aus, um die beobachtete Größenordnung der regionalen Variation vollständig zu erklären", so die Autoren. Die Barmer untersucht deshalb in ihrem Projekt "RegioDem" weitere mögliche Einflussfaktoren auf die regionale Verteilung von Demenzerkrankungen – etwa Unterschiede in Diagnose und Dokumentationspraxis, im Zugang zur Versorgung oder in der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen.
Kirsten Gaede