Ältere Mitarbeiter durch Lebensphasengespräche binden
Ältere Mitarbeiter einfach gehen lassen? Das kann sich gerade in der Pflege kein Arbeitgeber leisten. Doch was kann sie halten? Eine gute Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeiten – sicherlich. Eva Lettenmeier (Foto) und Katharina Norpoth von der Beratung Contec schlagen aber noch etwas ganz anderes vor: Lebensphasengespräche, um mehr über die individuellen Wünsche zu erfahren.
Contec
So wie es etablierte Probezeitgespräche gibt, sollte es auch Lebensphasengespräche geben, meint Eva Lettenmeier
Ich konnte nicht mehr so früh aufstehen. Die Nachtschicht war nichts mehr für mich. Meine Rückenbeschwerden wurden immer heftiger. – So oder ähnlich antworten Pflegekräften oft, wenn man sie fragt, warum sie schon mit Ende 50 in Rente gegangen sind. Es klingt meistens unumstößlich, geradezu schicksalhaft. Und man fragt sich: Hätte sich nicht eine Lösung finden lassen?
Ja, häufig schon sind Lettenmeier und Norpoth überzeugt. Der Arbeitgeber muss von der Unzufriedenheit und den Bedürfnissen aber erfahren. Deshalb empfehlen sie Lebensphasengespräche. "In vielen Unternehmen gibt es ein etabliertes Probezeitgespräch. Aber kaum jemand führt strukturierte Gespräche mit Mitarbeitenden, die seit zehn Jahren in der gleichen Position sind. Dabei könnte genau hier ein Perspektivwechsel angestoßen werden: Ist das noch der richtige Job? Gibt es Alternativen im Unternehmen?", sagt Lettenmeier, die bei Contec den Geschäftsbereich Pflegewirtschaft leitet.
"Wir dürfen nicht die gleichen Fehler machen wie bei der Generation der Babyboomer"
"Die persönliche Biografie spiele eine große Rolle. Oft äußern Mitarbeiter selbst, dass sie weniger arbeiten oder ein neues Modell ausprobieren möchten. Eine gute Personalentwicklung sollte das ernst nehmen und einen Rahmen für die Entwicklung schaffen – nicht nur zu Beginn, sondern auch mitten im Berufsleben oder in späteren Phasen", sagt Lettenmeier.
Und ihre Kollegin Norpoth, die als projektleitende Personal- und Managementberaterin bei der Personalberatung Con Quaesso Jobs von Contec arbeitet, warnt: "Wir dürfen nicht die gleichen Fehler machen wie bei der Generation der Babyboomer, von denen viele frühzeitig in den Ruhestand gehen. Wir sollten jetzt gezielt Strategien entwickeln, wie wir diese Generation im Arbeitsleben halten können, mit Freude und Sinn."