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8. Juli 2025 | 07:00 Uhr
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Tipps gegen Gewalt in der Pflege

Der Pommersche Diakonieverein macht in Sachen Gewaltschutz offenbar alles richtig: Er ist gerade vom Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Landespräventionspreis 2025 ausgezeichnet worden. Auf Anfrage von Care vor9 präsentiert der Pommersche Diakonieverein eine ganze Liste, die sein Projekt "Gewaltschutz neu denken" beschreibt.

Einer der wichtigsten Tipps für ein friedlicheres Miteinander in der Pflege: Gewaltvorfälle nicht unter den Tisch kehren!        

So ganz neu scheinen viele Punkte darauf gar nicht, aber es ist der Umfang, der beeindruckt: Sprecherin Manuela Roethke schickt eine Liste mit 32 Schritten, die meisten sind konkret und gut nachvollziehbar. Die Liste in voller Länge:         

  • Enttabuisierung der Themen Gewalt und Sexualität durch einen offenen Dialog
  • Ist-Analyse im Rahmen einer Umfrage zu Gewaltvorfällen am Arbeitsplatz (innerhalb unserer Einrichtungen)
  • Risikofaktoren ermitteln
  • einen Verhaltenskodex beziehungsweise eine Selbstverpflichtung zum gewaltfreien Umgang erarbeiten, die alle Mitarbeiter unterschreiben und die zu einem grenzachtenden und respektvollen Umgang untereinander und gegenüber den Klienten verpflichtet
  • Hausordnung für Bewohner und Angehörige
  • Veränderung der inneren Haltung (und intrinsischen Motivation) der Mitarbeiter, um eine Verhaltensänderung zu erreichen
  • vielfältiges Fortbildungsprogramm (etwa zu Deeskalationstraining, gewaltfreie Kommunikation, Konfliktbewältigung, Emotionen und ihre Funktionen, Umgang mit Gewaltvorfällen, Kommunikation in Tür- und Angelgesprächen, Beziehungsgestaltung in der Arbeit mit Menschen mit Demenz, Stress- und Ressourcenmanagement
  • Ausbildung einer Fachkraft für Gewaltschutz sowie zweier Deeskalationstrainer, die ein Präventionsteam bilden, das die Abteilungen, Wohnbereiche etc. bei der Aufarbeitung von Gewaltvorfällen unterstützt
  • bei Bedarf Schwerpunktworkshops zur Gewaltprävention, begleitet durch externe Coaches oder Supervisoren
  • Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen, auch schon zu Beginn der Pflege-Ausbildung
  • zeitnahe Kriseninterventionsgespräche für betroffenen Mitarbeitenden nach einem Gewaltvorfall
  • bei Bedarf auch die Angebote der Berufsgenossenschaft, etwa die Vermittlung von therapeutischen Sitzungen für Mitarbeiter 
  • regelmäßige Fallgespräche zu herausforderndem Verhalten, begleitet durch die Präventionsbeauftragte, der Fokus liegt auf der Frage: Welche Funktion, Emotionen und Bedürfnisse verbergen sich hinter dem herausfordernden Verhalten? Wie können wir darauf reagieren, um Gewalt vorzubeugen und/oder die Mitarbeiter zu schützen?
  • Prävention von sexuellen Übergriffen: Den Klienten, die Möglichkeit bieten, ihre sexuellen Bedürfnisse auszuleben, etwa Türschilder mit der Aufschrift "Bitte nicht stören", Hilfsmittel wie pornografische Hefte, Filme, Sexspielzeuge
  • Einrichtung einer internen Meldestelle mit einer, extra dafür eingerichteten E-Mail-Adresse
  • Einrichtung einer externen Meldestelle bei einer Ombudsperson (Rechtsanwalt)
  • "Feedbackbutton" für anonyme Hinweise/Beschwerden über unsere Homepage
  • Innerhalb der stationären Einrichtungen wurde ein Aushang mit "Beratungs- und Beschwerdestellen" für Bewohner und Angehörige veröffentlicht mit Ansprechpartnern
  • Angehörigenabende in den Einrichtungen, bei denen die Präventionsbeauftragte, der Deeskalationstrainer und das Gewaltschutzkonzept vorgestellt werden
  • bei Bedarf Teilnahme des Präventionsteams an den Sitzungen des Bewohnerbeirats
  • Entlastung unseres Pflege- und Betreuungspersonals durch technische Innovationen, etwa mit der Voize-App. Das reduziert den Dokumentationsaufwand und lässt mehr Zeit, um Beziehungen zu Bewohnern aufzubauen
  • Möglichkeit, eine Überlastungsanzeige zu schreiben, um Gewalt durch Überforderung vorzubeugen. Ein erweitertes Präventionsteam (bestehend aus der Geschäftsführung, der zuständigen Regionalleitung, der Präventionsbeauftragten und den Deeskalationstrainern) bearbeitet die Anzeige
  • Aufklärung und Beratung von Angehörigen, vor allem auch im ambulanten Bereich, um häuslicher Gewalt vorzubeugen (etwa bei herausforderndem Verhalten infolge von Demenz). Verteilen von weiterführendem Informationsmaterial (Flyer und Broschüren)
  • Kundenbefragungen mit Schwerpunkt auf Zufriedenheit, Kommunikation und Gewaltfreiheit
  • jährlich eine erneute Risikoanalyse
  • Auswertung von Gewaltvorfällen mit Ableitung notwendiger Schritte, im Rahmen des internen Arbeitsschutzausschusses
  • psychische Verletzungen im Verbandsbuch erfassen, wenn nötig Meldung an die Berufsgenossenschaft
  • externe Angebote für Traumatherapie, die Bewältigung psychischer Belastungen etc.
  • Arbeitsgruppe der Präventionsbeauftragten innerhalb unserer Unternehmensgruppe (Pommersche Diakonie), zur Bearbeitung von bereichsübergreifenden Anforderungen und Fragestellungen
  • unsere Präventionsbeauftragte ist mit anderen Fachkräften für Gewaltschutz auf Landesebene vernetzt  
  • Austausch innerhalb landesweiter Arbeitsgruppen des Dachverbands Diakonisches Werk
  • Weiterentwicklung des Konzepts unter Einbeziehung der Mitarbeiter und Klienten in den verschiedenen pflegerischen Settings
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